Smartphones Marke Eigenbau


Phonebloks, ein Smartphone zum Selbstbauen, trifft den Puls der Zeit: Der Open-Source-Gedanke gilt nicht länger nur für Software.


November 2013



Kaum hat man sich heute an sein neues Mobiltelefon gewöhnt, steht schon das Nachfolgemodell bereit. Zudem sind die Geräte so konstruiert, dass es meist praktikabler ist, das gesamte Telefon zu wechseln als es zu reparieren, ist auch nur ein einziges Teil defekt. Dies ist nicht nur für den Nutzer ärgerlich, der sich viel zu häufig mit teuren Ersatzbeschaffungen konfrontiert sieht. Der Berg von ungenutzt und vergessen in Schubladen schlummernden Geräte ist auch eine Umweltsünde, enthalten Telefone doch wertvolle Rohstoffe, deren Gewinnung immense Umweltschäden verursacht.

Schonender für Geldbeutel und Umwelt wären Mobiltelefone, die seinen Nutzer länger als gewohnt – bis zu einem Leben lang – begleiten. Genau dies ist die Idee hinter Phonebloks: Das modular aufgebaute Smartphone ermöglicht seinen Nutzern, sich nach eigenen Wünschen ein Telefon zusammenzustellen. Die Idee stammt vom niederländischen Designer Dave Hakken und ist dem Prinzip der alten Desktop-Computer nachempfunden: Zu Zeiten des stationären Computers war es undenkbar, ein neues Gerät zu kaufen, nur weil der Speicher zu klein wurde. Je nach den individuellen Bedürfnissen wurden schlicht die einzelnen Teile ausgetauscht. Warum sollen nicht auch beim Smartphone Display-Technologie, Prozessor, Kamera oder Akkukapazität individuell wähl- und aktualisierbar sein? In Zusammenarbeit mit Motorola entsteht nun ein Mobiltelefon, das aus einzelnen Blöcken besteht und ähnlich einem Lego-Baukasten zusammenstellbar ist. Jedes einzelne Teil kann beliebig aufgerüstet oder ausgetauscht werden, sollte es defekt sein. Setzt sich die Idee durch, dann wäre die Zukunft der mobilen Telefonie grün, extrem individuell und flexibel.

Zusätzlich könnte das Selbstbau-Telefon den gesamten Markt für Smartphones durcheinander wirbeln. Denn Phonebloks soll auf Open-Source-Basis entstehen: Ähnlich einem App-Store für Software soll es einen Blokstore geben, in dem Hardware angeboten wird. Von Kamera- zu Speicher-Bloks stünden dann die verschiedensten Module in den unterschiedlichsten Varianten zur Auswahl. Nutzer könnten Reviews zu den Bloks schreiben und sich die individuell passenden Teile für das Wunsch-Mobiltelefon kaufen können. Phonebloks trifft den Puls der Zeit, das Open-Source-Prinzip auch abseits von Software einzusetzen. So entstehen heute sogar Autos nach den Kriterien von Open Source (Projekt OScar). Und mit einer aufstrebenden Do-It-Yourself-Bewegung und immer ausgereifteren, preisgünstigeren 3D-Druckern steht einer physischen Umsetzung von Ideen auch nichts mehr im Wege. Jedermann wird künftig Bloks entwickeln und verkaufen können. Dem individuellen Smartphone sind kaum noch Grenzen gesetzt.

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