Hoch- und Tiefanbau


Urbanisierung und eine wachsende Weltbevölkerung stellen die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Neue Anbauflächen müssen her!


November 2014



Mehr als die Hälfte aller Menschen wohnen heute in städtischen Regionen und im Jahr 2050 wird der Anteil der Stadtbewohner an der Weltbevölkerung auf 66 Prozent ansteigen. Durch die Urbanisierung zusammen mit dem generellen Wachstum der Weltbevölkerung werden laut United Nations dann um insgesamt 2,5 Milliarden mehr Menschen in Städten wohnen als heute.

Diese Entwicklung stellt die globale Lebensmittelversorgung vor immense Herausforderungen. Um die zusätzlich benötigte Nahrung zu produzieren, ist mehr Land vonnöten. Doch wird ein Großteil der als Ackerland brauchbaren Flächen bereits bewirtschaftet. Zudem spielt die klima- und umweltfreundliche Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern eine immer größere Rolle.

Immer schon wurde nach oben gebaut, wenn in der Stadt der Platz knapp wurde. Diesen Gedanken greift Vertical Farming auf und könnte damit völlig neue Wege in der Lebensmittelversorgung weisen - nämlich nach oben. Geht es nach Dickson Despommier, Professor für Umweltgesundheit und Mikrobiologie an der Columbia University in New York City, und seinen Studenten, dann sollen künftig in gestapelten Gewächshäusern, so genannten Farmscrapers, Gemüse und Früchte angebaut werden. Auf diese Weise wird nicht nur Platz gespart, Vertical Farming hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Nahrung nah am Verbraucher angebaut wird. Das schont Klima und Umwelt, weil die landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht erst kilometerweit transportiert werden müssen. Zusätzlich bilden vertikale Farmen die beste Versicherung gegen Ernteausfälle aufgrund von extremen Wetterbedingungen.

In den Farmscrapers werden Hydrokultursysteme und Leuchtdioden (LED), die das Spektrum von Sonnenlicht reproduzieren können, genutzt, um das ganze Jahr über sauber und pestizidfrei frisches Grün anzubauen. Dieselben Technologien nutzt das Londoner Unternehmen Zero Carbon Food für ihren Pflanzenanbau inmitten der Metropole – doch streben sie nicht himmelwärts, sondern pflanzen 33 Meter unter der Erde. Die beiden Gründer, Steven Dring and Richard Ballard, nutzen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg als unterirdische Farmen und beteuern, dass ihre Salate und Kräuter nicht nur gut schmecken, sondern auch ernährungstechnisch mit traditionell angebauten Erzeugnissen mithalten können.

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