Nach dem MOOCs-Hype


Der Hype um MOOCs ist abgeflaut. Dennoch haben die neuen online Kurse dem Bildungswesen viel zu bieten. Wie werden sich MOOCs in die Bildungswelt einfügen? Einige Thesen zur Zukunft von MOOCs.


Februar 2015



Seitdem der Begriff „MOOC“ im Jahr 2008 geprägt wurde, erlebten die „Massive Open Online Courses“ eine steile Karriere. Medien stürzten sich auf das neue Lehr- und Lernformat und erklärten es zur Zukunft der Bildung. Die New York Times rief 2012 zum „Year of the MOOC“ aus und seitdem vergeht kaum eine Woche, in der nicht neue Erwartungen an MOOCs herangetragen wurden. Ein regelrechter Hype entbrannte, der jedoch hauptsächlich der Tatsache geschuldet war, dass MOOCs spalteten: Denn sie wurden nicht nur als Erneuerer des Bildungswesens, sondern stets auch als Sargnagel der Universitäten gehandelt: Universitäten würden ihre Geschäftsgrundlage verlieren, weil Lernende künftig ihre Bildungsziele alleinig mit Hilfe von MOOCs erreichen könnten, hieß es. In Konkurrenz zu Hochschulen zu treten und sie zu ersetzen, war jedoch nie Idee und Plan der MOOCs-Verfechter.

Heute, da Universitäten unverändert und ungestört ihrer Funktion als Bildungsanbieter nachgehen, legt sich der Hype um MOOCs wieder. Die Revolution blieb aus und das Medieninteresse ebbte ab. Dennoch haben MOOCs nichts von ihrem Potential, insbesondere die Lehre aufzupolieren, verloren. Zwar müssen die online Kurse selbst noch einige Probleme in den Griff bekommen – von der Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle bis hin zur sicheren Leistungsbeurteilung von Lernenden –, dennoch kann kaum ein Zweifel bestehen, dass MOOCs nicht wieder verschwinden werden und sich in die bestehende Bildungslandschaft einfügen werden.

Auch wenn MOOCs nicht die Existenz von bestehenden Bildungseinrichtungen in Frage stellen, so werden sie doch Einfluss auf Lehren und Lernen haben. Denn sie ermöglichen neue Konzepte, wie etwa „Flipped Classroom“, befördern spielbasierte Lernstrategien und Peer-Learning.

Als just-in-time Lernressource werden sie zudem Wege bieten, lebenslanges Lernen einfacher umzusetzen als bisher. MOOCs werden zur Entflechtung von Bildungsangeboten beitragen und Lernenden mehr Wahlfreiheiten und Flexibilität geben, eigene Bildungswege zu gehen. Auch in der unternehmerischen Weiterbildung werden sie eine große Rolle spielen, weil sie flexibel Kompetenzlücken schließen helfen.

Zunehmend werden MOOCs Teilnahmezertifikate vergeben. Während die MOOCs-Absolvierung heute noch vorrangig von persönlichen Interessen getrieben ist, werden sie immer stärker zu einem ernstzunehmenden Element im Bildungsweg. Mit ihrer weiteren Verbreitung und Anerkennung werden MOOCs zunehmend auch am Arbeitsmarkt zu einer relevanten Größe. Während sich MOOCs heute noch an eine unspezifische breite Masse richten, werden sie künftig stärker auf Zielgruppen zugeschnitten sein und unterschiedliche Vorkenntnisse und Interessen berücksichtigen. Auf diese Weise werden die Kurse auch ihrem größten Vorwurf, den hohen Abbrecherquoten, begegnen.

Eine immens große Wirkung werden MOOCs als Instrument der Bildungs- und Lehr-Lernforschung haben. Durch die Möglichkeit Lernsituationen schnell und einfach zu ändern und darauffolgend Daten über das Verhalten und die Leistung von Nutzern einzusammeln, können MOOCs als Labore zur Erforschung von Lernprozessen eine große Rolle spielen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse tragen natürlich nicht zuletzt auch dazu bei, die MOOCs selbst im Hinblick auf höhere Bildungsergebnisse zu optimieren.

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