Fabrik mit Köpfchen


In der smarten Fabrik sind Bits und Bytes die wichtigsten Werkstoffe. Wird Cloud Computing zum Modell für die Industrieproduktion?


August 2013



Was mit der Dampfmaschine begann, steht nun dank cyber-physischer Systeme an einem entscheidenden Wendepunkt. Weil heute leistungsfähige Kleinstcomputer als eingebettete Systeme in Objekte integriert werden, können Produkte und Maschinen selbständig Informationen austauschen. Das Internet der Dinge führt einen Paradigmenwechsel in der Industrieproduktion herbei: In der Fabrik der Zukunft gibt es keine zentrale Steuerung, die Organisation erfolgt dezentral und dynamisch. Schon die drei vorhergehenden Revolutionen durch die Dampfmaschine, das Fließband und den Computer haben jeweils einen gehörigen Produktivitätsschub gebracht. Die vierte industrielle Revolution soll nun nicht nur weiter die Produktivität steigern, Ziel ist außerdem die Herstellung individueller Produkte in hochautomatisierten Fabriken.

Dabei reicht die vierte industrielle Revolution über die Grenzen einzelner Fabriken weit hinaus: Das Internet der Dinge verbindet eine Vielzahl von Produktionsstätten und erstreckt sich über die gesamte Wertschöpfungskette. In der Fabrik der Zukunft wird jedes Stück Rohmaterial wissen, in welches Produkt für welchen Kunden es am Ende eingeht. Von Beginn an wird es entsprechende Informationen mit sich tragen, wann es wo verarbeitet wird. Während des Produktionsvorganges wird das Material etwaige Abweichungen aufzeichnen und eventuell sogar selbst korrigieren. Es wird entscheiden, wann es fertig ist und wissen, wie es zu seinem Abnehmer gelangt. Material- und Informationsflüsse werden untrennbar miteinander verbunden sein.

Wird durch die dezentrale Steuerung der Produktion das Prinzip Auftragsfertigung einen Höhenflug erleben? Nach dem Muster von Cloud Computing könnte auch Produktionskapazität verkauft werden. Die Gestaltung von Produkten und deren Herstellung strikt zu trennen, ist bei Designfirmen bereits gang und gäbe. Sie stellen lediglich die Spezifikation der Produkte zur Verfügung, um die Produktion kümmert sich alleinig ein Auftragshersteller. Wird sich die Trennung von Design und Produktion in anderen Branchen fortsetzen? Wer wird dann den Hauptteil der Profite ernten – der Designer, Produzent oder Verkäufer? Wen werden Kunden als Schöpfer des Produkts wahrnehmen? Eines steht fest: Die vierte industrielle Revolution wird nicht nur den Produktionsprozess wandeln, sondern auch die Machtverhältnisse zwischen allen Beteiligten verschieben.

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