Digitale Festung


Kommt der Einbrecher der Zukunft noch mit Brechstange und Dietrich ins Haus?


November 2016



Per App lassen sich heute Lampen und Heizung steuern, Waschmaschinen anschalten und abends die Rollläden schließen. Zusätzlich versammeln sich Smart TVs, Webcams, Türschlösser und Alarmsysteme im Internet der Dinge und bilden in ihrer Gesamtheit die Zukunftsvision unseres Heims: das Smart Home. Die technische Unterstützung in unseren vier Wänden schreitet rasant voran. Durch vernetzte Geräte soll Wohnen komfortabler, sparsamer und sicherer werden.

Dabei sammelt eine anwachsende Zahl rechnerintegrierter Geräte personenbezogene Daten der Bewohner solcher Smart Homes. Mit Blick auf Datenschutz und Privatsphäre reicht es daher längst nicht mehr, die Gardinen zuzuziehen. Dazu kommt noch, dass solche Systeme eine Reihe von Sicherheitslücken aufweisen und es ihnen oft an grundlegenden Schutzvorkehrungen wie etwa Verschlüsselung oder angemessenen Passwortsystemen mangelt. So kommen Einbrecher heute nicht nur durch die Haustür, sondern auf elektronischem Weg über die genannten Sicherheitslücken ins Haus. Internetkriminelle werden künftig zunehmend auf „cyber-assisted burglary“ setzen und sich zuerst in das Haushaltsnetzwerk hacken, um aus den gewonnenen Daten ablesen zu können, ob jemand zu Hause ist oder nicht. Heizung und Licht geben guten Aufschluss. Selbst Bewegungsmelder, eigentlich zur Abwehr von Einbrechern installiert, richten sich in einem solchen Szenario gegen die Bewohner. Mit Zugang zum Sicherheitssystem gelingt der Einbruch sodann auch gleich noch, ohne dass die Alarmanlage auslöst.

Weil Smart Homes keine Zukunftsmusik, sondern längst in der Realität angekommen sind, ist Cybersecurity ein Thema für jeden Haushalt. Die Sensibilität für IT-Sicherheit zu erhöhen, hat dabei zunächst Priorität. Denn selbst der beste Einbruchschutz wird in Zeiten des Internets der Dinge nicht viel ausrichten, werden Einbrecher etwa durch das Posten von Urlaubsfotos auf Facebook über die Abwesenheit der Bewohner „informiert“.

Der moderne Einbruchschutz wird künftig über das einzelne Haus hinausreichen und sich über smarte Netze, die die verschiedenen Smart Homes zur Smart City verbinden erstrecken. Auf dem Netzwerklevel gilt es, ungewöhnlichen Datenverkehr frühzeitig zu identifizieren, Daten zu verschlüsseln und Datenquellen zu überwachen. Immer öfter werden in Zukunft maschinelle Lernverfahren dazu eingesetzt werden, ein wohnungsübergreifendes Sicherheitssystem aufzubauen, indem Algorithmen lernen, welche Vorgänge im Netz normal sind und bei ungewöhnlichen Vorkommnissen reagieren. War es früher der vergessene Haustürschlüssel, der einen vor verschlossenen Türen stehen ließ, so können künftig auch falsche Schlüsse des lernenden Algorithmus verantwortlich sein, Bewohner aus ihrem eigenen Haus auszusperren.

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